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Die Terrasse





Die Terrasse

Beitragvon Elisabeth Wallace » Sa 9. Sep 2017, 14:40

Entspannt saß Elisabeth Wallace im Lehnstuhl auf der Terrasse. Ein rotkarierte Decke lag über ihren Beinen. Sie hatte die Augen geschlossen und genoß die warmen Strahlen der Herbstsonne. Ein leichter Wind spielte in den Zweigen der Bäume und Sträucher. Es rauschte leise und trug die Ältere ins Reich der Träume.

Ein kleines dunkelhaariges Mädchen tollte durch die Wohnstube. Ein größerer dunkelhaariger Junge lief lachend hinter ihr her. Sie spielten fangen und das Mädchen quietschte vor Vergnügen. Der große Bruder packte die Kleine von hinten, schlang seine Arme um sie, hob sie hoch und wirbelte sie herum. Das Quietschen und juchzen wurde immer lauter. So laut, dass es in den Ohren schmerzte. Elisabeth versuchte dem Kreischen, dass aus dem Quietschen entstanden war zu entgehen und wischte es mit den Händen weg. Doch es hörte nicht auf. Sie drehte den Kopf nach links und rechts, stieß mit der Schläfe an die Lehne des Stuhls und wachte auf.
Mit zittrigen Fingern fühlte sie die Stelle an der Schläfe und bemerkte, dass ihr Gesicht tränennass war. Sie war es, das Geräusch, es war ihr schreien von dem sie wach geworden war. Unauffällig schaute sie sich um, ob jemand gehört oder gesehen hatte. Als sie sicher war, dass sie noch allein auf der Terrasse war, wischte sie sich schnell mit dem Taschentuch aus ihrem Ärmel die Tränen weg und atmete tief durch. Sie wollte nicht, dass ihre Schwiegertochter sie so schwach erlebte.
Elisabeth Wallace
 


von Anzeige » Sa 9. Sep 2017, 14:40

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Re: Die Terrasse

Beitragvon Myriel » Sa 9. Sep 2017, 20:25

Bereits vor der Beisetzung hatte Myriel am Morgen die Küche aufgesucht und der Köchin und der Magd aufgetragen etwas Gebäck und einen Johanniskraut-Melissen-Sud auf zu gießen.

Nach der Beisetzung hatten sich die Männer in "ihr" Reich zurück gezogen, Toms Mutter war zur Terrasse gegangen. Myriel ging zur Küche und bereitete ein Tablett, es war noch kein richtiges Tablett, aber wenigstens ein recht großes Brett auf dem sie zwei Tontassen, eine kleine Kanne mit dem Johanniskraut-Melissen-Sud, einem Tontopf Honig, zwei kleinen Löffeln und einem Teller mit etwas Gebäck darauf zurecht machte.
Es war eine kurze Beisetzung ohne viel Gewese. Man hatte nicht mal viel gesprochen, was hätte man auch sagen sollen.

Die Rothaarige, obwohl sie eigentlich noch nichts zu sagen hatte, aber die Umstände erforderten, dass sie sich bereits jetzt damit vertraut machte einmal die Herrin in Lüchtringen zu sein, wies die Magd an nicht zur Terrasse zu kommen.
Myriel wollte vorbeugen, falls sie die Mutter in einem desolaten Zustand vorfinden sollte, sollte es genug sein, wenn sie den Schmerz sah, es mussten nicht auch noch alle Hausangestellten darüber aus nächster Nähe bescheid wissen, das war sie einfach dieser würdevollen Frau schuldig gewesen.

Und so brachte Myriel selbst das Brett mit warmen Getränk und Gebäck zur Terrasse hinaus. Zum Glück hatte sie in Aachen die Möglichkeit gehabt zu lernen wie man ein volles Tablett am Besten trug, das kam ihr nun zu Gute.
Auf der Terrasse wurde das hölzerne Tablett auf einem kleinen Tischchen abgestellt, der etwas in Front zu dem Lehnstuhl stand. In geringer Entfernung neben dem Lehnstuhl stand bereits ein zweiter Lehnstuhl, es war alles erstmal provisorisch ran geschafft, irgendwann würden die Lehnstühle durch ein paar Korbmöbel ersetzt werden, so sie denn einen Korbflechter gefunden hatte, doch dies dauert einfach noch etwas länger und war in der kurzen Zeit nicht machbar gewesen.

Da Myriel das Tablett abstellen musste konnte sie natürlich nicht das Gesicht der älteren Frau erblicken, dennoch sprach sie zu ihr, einfach um sich bemerktbar zu machen, falls Toms Mutter irgendwo weit in der Ferne mit ihren Gedanken war.
"Ich habe etwas Gebäck und einen wärmenden Kräutersud bereiten lassen, vielleicht wollt ihr einen Becher?"
Tatsächlich wärmende Eigenschaften hatten die Kräuter natürlich nicht, sie waren dafür zuständig die Nerven zu beruhigen und die Stimmung etwas zu erhellen.

Myriel wartete nicht wirklich eine Antwort ab, sondern goss zwei Becher mit dem Sud voll. Erst dann sah sie sich zu Elisabeth um. "Honig?"
Dem Wunsch entsprechend wurde die Tasse an Elisabeth übergeben. Myriel zitterte ein wenig. Sie war natürlich nervös, sehr sogar. Sie wollte einen guten Eindruck machen, aber wie sollte man den unter solchen Umständen machen und sich selbst dabei in den Vordergrund zu schieben. Es war sowieso nicht unbedingt Myriels Art im Mittelpunkt zu stehen, aber sie würde es unweigerlich sein in der nächsten Zeit.

Auch Myriel nahm sich eine Tasse, gab Honig dazu und rührte in ruhigen Zügen und leisen Klimpern die Tasse um. Dann setzte sie sich auf den freien Lehnstuhl und hielt sich an ihrer Tasse fest.
Sollte sie etwas sagen? Sollte sie warten bis Elisabeth sprach? Es war still, nur hier und da hörte man das Rascheln der Bäume, als der Wind durch ihre Blätter streifte.
Myriel
 


Re: Die Terrasse

Beitragvon Elisabeth Wallace » So 10. Sep 2017, 06:30

Sie hörte die Geräusche, die Schritte und sammelte sich. Sie sprach nicht. Sie wartete ab. Selbst als die Verlobte ihres Sohnes sich setzte sagte Elisabeth noch nichts. Allerdings nahm sie den Becher entgegen und trank einen Schluck. Ja er wärmte von ihnen.
Es war eine Angewohnheit von ihr Dinge zu verdrängen. In diesem Fall verdrängte sie den Schmerz und die Trauer um die Tochter. Niemand würde sie je wieder weinen sehen. Als Elisabeth sich jetzt zu Myriel wandte, lächelte sie. "Tom hat mir geschrieben, dass ihr euch in Aachen kennen gelernt habt. Er hat mir aber nicht gesagt, dass er dich liebt und das du ihn so liebst."
Kluge blaue Augen blickten Myriel über den Rand des Bechers hinweg an. "In seinen Briefen klang es als wäre es eine Verbindung rein aus vernünftigen Gründen. Habt ihr das Aufgebot schon bestellt?"
Elisabeth Wallace
 


Re: Die Terrasse

Beitragvon Myriel » So 10. Sep 2017, 06:49

Myriel hatte gerade einen Schluck getrunken, als Elisabeth zu sprechen an fing. Als sie plötzlich sagte, dass er nichts von Liebe geschrieben hatte verschluckte sie sich und musste sich bemühen nicht zu husten oder zu spuken.
Dann wurde sie rot, denn inzwischen hatten sich einige Dinge geändert, auch in diesem Bezug.

"Wenn ich ehrlich bin werte Dame, dann hielt ich seinen plötzlichen Antrag zunächst für einen Scherz. Und ich dachte mir, was er kann, das kann ich auch. Ich wollte sehen wie weit er seinen Spaß treiben würde. Als er dann plötzlich den Ring aus seiner Tasche zog merkte ich, dass er nicht scherzte, sondern es ernst meinte."
Sie nippte nochmal am Tee, um den letzten Hustenreiz weg zu trinken. Dann fuhr sie fort.

"Leider sind zu viele Ereignisse in so kurzer Zeit aufeinander gekommen, wir haben noch keine Zeit gefunden das Aufgebot zu bestellen, aber wir werden es uns als nächstes vornehmen. Wir sind uns einig, dass wir im Dezember heiraten wollen."
Es war merkwürdig im WIR zu sprechen, aber an dem was sie sagte gab es keinen Zweifel.
Die Andeutung zur Liebe wurde so gut es ging umgangen.
Myriel
 


Re: Die Terrasse

Beitragvon Elisabeth Wallace » Di 12. Sep 2017, 06:56

Aufmerksam wurde das Mädl beobachtet und Elisabeth lächelte in sich hinein. "Nun, wenn du dir bei etwas sicher sein kannst, dann dass Tom bei wichtigen Dingen niemals scherzen wird." Die ältere Wallace nickte Myriel bedeutsam zu und nahm einen Schluck aus ihrem Becher. Anerkennend hob sie den Blick. "Das schmeckt sehr gut, Myriel." Elisabeth stellte den Becher ab, lehnte sich zurück und schloss für einen kurzen Moment die Augen. Sie war müde. Müde von den Ereignissen der letzten Tage die Myriel schon angesprochen hatte.
Was sie allerdings erfreute war, dass diese Bindung nicht nur eine reine Vernunftehe sein würde. Lächelnd öffnete sie die Augen und schaute Myriel wieder an. "Im Dezember zu heiraten hat auch seinen Reiz. Wenn Schnee liegt und alles in ein weißes Wunderland verwandelt. Sehr romantisch. Wobei ... " Und da kam doch tatsächlich ein wenig vertrautheit auf, als Elisabeth Myriel verschwörerisch zu zwinkerte, " ... Männer haben es ja leider nicht so mit der Romantik. Die Wallace-Männer zumindest nicht wirklich." Sie kicherte leise, fast wie ein junges Mädchen.
Elisabeth Wallace
 


Re: Die Terrasse

Beitragvon Myriel » Di 12. Sep 2017, 12:33

Anfangs wäre Myriel am liebsten so schnell wie möglich wieder davon gesaust. Es war keine Angst, die sie spürte, Myriel hatte schon öfter neue Menschen kennen gelernt, aber hier und jetzt wollte sie einen guten Eindruck hinterlassen und sie war sich einfach unsicher, ob es der richtige Moment war um die Gunst der Schwiegermutter zu buhlen, wo sie doch eben diese schreckliche Zeit durch machen musste.

Aber jetzt wo sie saß, da kehrte tatsächlich etwas fridevolles und beruhigendes in ihren Körper. Sie musste nicht umher rennen wie ein Huhn ohne Kopf, sie musste sich jetzt nicht um irgendwelche Beschäftigungen kümmern, Myriel konnte jetzt einfach mal hier sein, gemeinsam mit Elisabeth die letzten wärmenden Sonnenstrahlen genießen und etwas Tee trinken.
Ja, bald schon würde es Herbst werden und dann käme der Winter, doch hier und jetzt war all das noch fern. Ein leises Lächeln wuchs auf den Lippen der Rothaarigen als sie an das Prasseln des Feuers im Kamin dachte, während draußen noch immer seicht der Schnee vom Himmel fiel.

In ihrer Tagträumerei saß Myriel am Kamin, der ihr Ruhe und Wärme spendete, so wie es gerade die Sonne tat. Sie dachte daran sticken zu lernen oder ein Buch zu lesen. Vielleicht würde ihr Mann auch da sein, in einem bequemen Lehnstuhl und tun, was Männer halt so taten. Vielleicht ein kleines Pferd schnitzen oder was auch immer.

Lächelnd sagte sie schließlich an Elisabeth gewandt: "Romantik liegt im Auge des Betrachters" und nippte erneut am Tee bevor sie versuchte ihre Aussage zu erklären. Ja, es hatte schon ein gewisses Maß an Romantik, wenn auch nicht im üblichen Sinne, dass Tom sie mit dem Antrag und einem Ring überraschte. Und es hatte in Myriels Augen ebenfalls etwas von Romantik, dass sie inzwischen Gefühle hatte, wo sie dachte es würde nie wieder welche geben.

Nach einer Weile des Beisammen sitzens, des Entspannens und ja auch des Unterhaltens fragte Myriel dann schließlich: "Kann ich euch noch etwas Gutes tun? Braucht ihr irgendwas?" Myriel ging im Kopf durch wie das Gästezimmer beschaffen war, sie dachte sie hätte an alles gedacht, aber vielleicht würde ja doch noch etwas fehlen. Myriel ging davon aus, dass die Eltern noch einige Zeit in Lüchtringen zu bringen würden. Vielleicht wäre Elisabeth auch erfreut, wenn man gemeinsam zum Markt ging und Stoffe aus suchte für Vorhänge und Polster. Myriel stellte es sich schön vor.
"Hättet ihr Lust mir beim Aussuchen der Stoffe zu helfen, in den nächsten Tagen?"
Myriel
 


Re: Die Terrasse

Beitragvon Elisabeth Wallace » Di 12. Sep 2017, 14:07

Romantik liegt im Auge des Betrachters. Gut erkannt, dachte Elisabeth, gut erkannt. Mit der rechten Hand fasste sie nach dem Becher, führte ihn an ihre Lippen und trank noch einen Schluck. "Ich brauche nichts weiter", dankte sie Myriel und trank einen weiteren Schluck. Sie hatten sich angenehm unterhalten. Nun wurde sie gefragt ob sie mitkommen wollte, Stoffe aussuchen.
Elisabeths Blick wurde wacher. "Stoff für dein Brautkleid?" In der Tat wurde der Blick lebendig. Alma konnte sie nicht helfen, sie hatte es allein gemacht, oder mit einer Freundin oder mit wem auch immer. Für Agnes würde sie es nicht mehr tun können. Umso mehr freute es sie, dass Myriel sie fragte. Daher fiel die Antwort auch positiv aus. "Ich würde dich gern begleiten."
Elisabeth Wallace
 


Re: Die Terrasse

Beitragvon Myriel » Di 12. Sep 2017, 17:16

Ein wenig war sie nun peinlich berührt. Natürlich. Stoffe für das Brautkleid. Daran hatte sie gar nicht mehr gedacht. Aber es war eine gute Gelegenheit sowohl die Landschaft noch etwas besser kennen zu lernen wie auch etwas Zeit mit der Mutter in Spe zu verbringen.
"Ich würde mich wirklich sehr freuen, vielleicht können wir morgen nach dem Frühstück aufbrechen." wurden Pläne geschmiedet. Nach den Frühstück wäre die beste Zeit, zumindest fand Myriel das, man wäre ausgeschlafen und hätte sich gestärkt und man hatte das beste Licht des Tages. Beste Voraussetzungen um in die Stadt zu reisen und Stoffe auf dem Markt zu bestaunen.
Verschwörerisch beugte sich Myriel zu Elisabeth: "Aber ihr dürft Tom nichts verraten, welche Stoffe und welche Farben wir für das Kleid ausgesucht haben, falls wir morgen schöne Stoffe auf dem Markt finden."
Nachdem der Tonbecher leer war, goss sie ihn sich erneut mit dem Kräutersud voll und fügte auch einen kleinen Löffel Honig hinzu. Kurz wurde geschaut, ob Elisabeth ebenfalls Bedarf hatte einen weiteren Becher trinken zu wollen.
"Ich weiß nicht, wie lang ihr auf Lüchtringen verweilen wollt, aber vielleicht, wenn es euch nichts ausmacht, könnten wir in ein paar Tagen zu Herzogin Aliyah di Loredan fahren. Sie ist die Lehnsherrin von Tom. Ich hatte mich schon vor einer Weile mit ihr verabredet, sie wollte ihren Schneider kommen lassen, der mich vermisst, es würde also ganz gut zusammen passen, wenn wir denn Stoffe gefunden haben sie gleich dem Schneider zu übergeben."
Myriel
 


Re: Die Terrasse

Beitragvon Elisabeth Wallace » Sa 16. Sep 2017, 08:20

"Oh ich werde Tom ganz bestimmt nichts verraten", beteuerte sie und lächelte. Wie lange würden sie auf Lüchtringen verweilen? Sie wusste es nicht. In Augsburg wartete im Moment nichts auf sie. Auf ihren Mann schon. Auf sie nicht. Sie hatte keine Aufgaben, die sie reizen würden. "Ich weiß gar nicht was Albert da geplant hat", gab sie ehrlich zu. "Aber ein oder zwei Wochen sind wir schon noch hier. Gern würde ich die Herzogin kennen lernen."
Elisabeth Wallace
 


Re: Die Terrasse

Beitragvon Myriel » Fr 29. Sep 2017, 04:18

Myriel genoss den Tee in Gesellschaft ihrer zukünftigen Schwiegermutter.
"Vielleicht, wenn es euch keine Umstände macht, könntet ihr uns ja im Oktober besuchen kommen. Ich habe zuvor noch ein paar Dinge in Aachen zu klären, aber spätestens Mitte Oktober sollte ich wieder in München sein können. Denn auch in München habe ich noch allerhand Aufgaben die auf mich warten."

Danach blickte Myriel in die Ferne, Gedanken verloren, aber dennoch zufrieden mit sich und der Welt. Es mochte zwar jetzt ein betrübter Augenblick sein, aber das was vor ihnen lagen, vor Myriel und Tom, das wäre den betrübten Moment wieder ausgleichen. Myriel war bereits jetzt tief im Inneren voller Vorfreude.
Myriel
 


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