Kingsbridge Das Leben in einer mittelalterlichen Stadt

[Jack Hamleigh]

Auf sein Rufen hin kam Hanni aufgeregt angerannt. Jack trat mit dem Fuß die Tür seiner Hütte auf und eilte mit Arya auf dem Arm ins Schlafzimmer. Behutsam ließ er sie aufs Bett gleiten und legte sie auf den Bauch. Der Pfeil ragte noch immer aus ihrer Schulter und mit einem Stirnrunzeln schaute er auf die Wunde.
Haaaaniiii, brüllte er wieder.

Jaa...is ja gut...ich bin ja da. Prustend kam die füllige Frau in die Hütte gelaufen und schreckte kurz zurück als sie Arya sah. Ihre Hand fuhr zum Mund um einen Schrei zu unterdrücken und mit großen Augen schaute sie Jack an.

Ja. Er nickte. Häscher. Sie sind auf der hinteren Seite des Lagers durch gedrungen. Wer zur Hölle hatte da Wache? Und wieso konnten sie durch den Zaun? Der Verantwortliche kann sich auf was gefasst machen. Bisher dachte ich das Lager wäre gesichert. Zornig deutete er auf Arya. Ich hätte sie nicht hergebracht, wenn ich geahnt hätte wie schlampig ihr geworden seit.
Wutentbrannt rannte er zur Tür und brüllte ins Lager. Waaaalllllaaaace ... komm sofort her ...
Hanni, sieh zu, dass wir alles da haben, was Wallace braucht. Alkohol, Messer und Glut. Wir werden die Wunde ausbrennen müssen. Los beeil dich, scheuchte er die Frau.

Hanni rannte los um Tücher und Alkohol zu besorgen.

Jack kniete vor dem Bett und schaute seiner Geliebten ins Gesicht, während er zärtlich das Haar zur Seite strich.
Alles wird gut, mein Schatz. Halt durch. Es dauert nicht mehr lang, dann hast du es überstanden.

[Arya]

Unruhig schweift der Blick umher, aber eigentlich nimmt das junge Weib kaum mehr etwas wahr. Der Schmerz betäubt ihre Sinne und die Atmung wird schneller. Kalter Schweiss steht auf ihrer Stirn und ihr Leib wird immer wieder von Schauern und eiseskälte durchlaufen. "Jack..." flüstert Sie leise und streckt die Hand nach ihm aus, zumindest denkt Sie dies denn der Körper scheint ihr nicht mehr zu gehorchen. Langsam wird es dunkler um Sie, Stimmen dringen nur noch leise an ihr Ohr und die Lider schliessen sich langsam. Bilder blitzen vor ihrem inneren Auge auf, Bilder aus ihrer Vergangenheit, Bilder ihres Vaters und auch eine dunkle Erinnerung an ihre Mutter. "Jack pass auf Leslie auf" flüstert Sie fast tonlos nicht mehr fähig mehr Kraft in die Stimme zu legen, ehe es vollends dunkel um das junge rotblonde Weib wird und Sie alles nur noch in weiter entfernung wahrnimmt.

"Du musst durchhalten, zum sterben ist´s zu früh" hallt es durch ihren Kopf als würde eine fremde Stimme mit ihr sprechen. "Mein Kind, deine Zeit ist nicht gekommen, sei stark, halte durch ich bin bei dir" ertönt die Stimme erneut und ein Lächeln ziert die Lippen der rotblonden als Sie die Stimme erkennt. "Mutter" flüstert Sie leise. "Mutter wie hast du mich gefunden? Wie komme ich hierher" kommts hinterher.

[Tom Wallace]

Mit keuchendem Atem stolperte Wallace in Jacks Hütte. Er hatte das Gebrüll des Freundes gehört und war erschrocken aufgesprungen.
Hanni kam ihm entgegen und zeigte auf die Schlafstube. Hanni, sag Leslie bescheid das ich hier bin.
Dann ging er in Jacks Raum und erschrak. Verdammt, was ist passiert? Tom stellte sich hinter Jack.
Wir müssen den Pfeil aus der Schulter holen. Jack, sie kann so nicht liegenbleiben!

[Jack Hamleigh]

Jack blinzelte seinen Freund an. Hol den Pfeil da raus, krächzte er heiser. Er wusste um die Fähigkeiten seines Freundes Wunden zu heilen und Pfeile aus Körperteilen zu schneiden. Hatte er es doch oft genug bei ihm gemacht.
Wallace, bring sie mir zurück. Jack richtete den Blick flehentlich auf Wallace.

[Tom Wallace]

Dann verschwinde da, brummte Tom und schob Jack beiseite. Besser du wartest draußen. Wenn Leslie kommt, schick sie rein und Hanni auch.

Sanft aber bestimmt schob Tom seinen Freund in die Wohnstube. Hanni kam gerade zurück mit einer Feuerschale und den restlichen Utensilien. Sie wusste was zu tun war und reagierte automatisch. Schon oft hatte sie ihm geholfen, wenn mal wieder ein Pfeil herausgeschnitten werden musste.
Es dauerte nicht lang, da brannte ein Feuer in der Schale und das Messer wurde mit der Klinge hineingelegt.
Hanni nahm ein kleines Messer und schnitt das Kleid von Arya von der Schulter bis zur Hüfte auf um die Wunde freizulegen. Dabei achtete sie darauf, dass nur der Rücken der jungen Frau zu sehen war. Sie nahm ein Tuch, tränkte es mit Alkohol und wusch das Blut rund um die Wunde ab. Dann machte sie Platz für Wallace.

Der hatte bereits ein Tuch mit drei Tropfen aus Bilsenkraut und Alraunwurzeln getränkt und hielt es dem Weib vor Mund und Nase. Es war ein Risiko, da sie schon viel Blut verloren hatte. Doch wollte er ihr die Schmerzen ersparen, die sie hätte, wenn er den Pfeil rausschneiden musste.
Er wartete einen Moment, bis sie ruhiger atmete, dann nahm er das Tuch weg und brach den Pfeil kurz über der Wunde ab.
Hanni, flüsterte er, sieh zu dass Jack was zu trinken bekommt. Ich kann ihn hier nicht gebrauchen.

Hanni tat wie ihr geheißen und kümmerte sich um Jack.

Wallace dagegen nahm das Messer, welches nicht in der Glut lag und begann vorsichtig die Spitze aus dem Fleisch zu schneiden.

[Leslie]

Sie war gerade durch das Lager geschlendert als Hanni ihr entgegen kam. In Händen eine Feuerschale, Messer und andere Dinge. Kurz unterhielt sie sich mit der Frau und sah diese erschrocken an. "Bitte was`? Wie konnte das passieren?" kam es erschrocken von der jungen Frau und ohne Antwort abzuwarten eilte sie zu Jacks Hütte und stoppte abrupt auf der Schwelle. "Jack alles in Ordnung mit dir? Verdammt was ist passiert? Wie konnte ..." sprach sie ihn an und biss sich dann auf die Unterlippe um ihm nicht unnötig Vorwürfe zu machen, wusste sie doch um den Starrsinn ihrer Cousine und dass er darauf kaum einfluss hatte wohin sie ging und was sie tat.

[Jack Hamleigh]

Blicklos starrte er die junge Frau an, die in die Hütte stürmte. Kurz unterbrach er seine Wanderung durch den Raum.
Was passiert ist? Irgendeiner meiner Leute hat versagt! Ich schwör dir, das kostet jemanden den Kopf. Jack ballte die Faust und schlug auf den Tisch. Dann stützte er sich mit den Händen auf dem Tisch ab und starrte auf die polierte Platte.
Leslie, wie konnte das nur passieren, flüsterte er und schüttelte den Kopf als er sich wieder aufrichtete. Ich weiß es genau. Ich hab nicht auf sie aufgepasst so wie ich es versprochen habe. Leslie ... seine Stimme versagte, was mach ich wenn ich sie verliere?

[Arya]

Immer wieder werden die Gedanken von Stimmen durchbrochen, weit entfernte Stimmen. Jene von Jack welche besorgt klingt. "Jack ich lebe, ich bin doch hier." spricht Sie zu ihm, doch scheinen die Worte nicht an zu kommen, weiss Sie nicht einmal sicher ob diese überhaupt ihre Lippen verlassen oder nur gefangen sind in ihren Gedanken. Die kalten Hände einer Frau sind zu spüren, die eiseskälte einer Klinge auf der Haut und das zerreissen von Stoff. Alles so weit weg und Sie will sich drehen, sich dagegen wehren, doch passiert nichts. Noch immer liegt Sie so auf dem Bett wie Jack Sie abgelegt hat. "Jack was passiert mit mir? Jack hilf mir" schreit Sie hilfe suchend, doch wieder kommen die Worte nicht über ihre Lippen. Angst ergreift das junge Weib und schon hört Sie eine weitere Stimme, jene von Wallace. "Er soll weggehn, verdammt Jack tu etwas" schreit Sie erneut ohne zu sprechen. Ein Tuch wird ihr über Mund und Nase gelegt und schon bald fällt Sie in tiefen traumlosen Schlaf. Der Atem wird ruhiger und nur dumpf spürt Sie noch die Berührungen und den brennenden und stechenden Schmerz den das herausschneiden der Pfeilspitze verursacht. Die langen rotblonden Strähnen fallen ihr erneut ins Antlitz und ihre Haut wird immer bleicher, der Blutverlust ist´s der diese Bleiche verursacht. "Jack ich liebe dich, vom ersten Moment an habe ich das getan" flüstert Sie im Schlaf, der Leib liegt schlaff und regungslos auf dem Lager und Sie kämpft nicht mehr dagegen an was mit ihr passiert. Kälte hüllt sich um ihren Leib und Sie spürt wie um ihr Leben gekämpft wird aber die Kraft verlässt Sie zusehends und Sie weiss nicht wie lange Sie noch dagegen ankämpfen kann.

[Tom Wallace]

Scheiße, fluchte Wallace leise vor sich hin, als er spürte wie Arya unter seinen Händen wegsackte. Tu mir das nicht an Mädchen. Tu Jack das nicht an. Verfluchtes Weib, kämpfe. Du kannst jetzt nicht aufgeben. Du darfst nicht aufgeben.
Tom wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn. Gleich wär die Spitze draussen. Noch einen Schnitt ... da war sie. Er ließ sie auf den Tisch neben dem Bett fallen und nahm wieder ein kleines Tuch mit Alkohol getränkt. Wallace säuberte die Wunde, dann nahm er das Messer aus den Kohlen. Er streifte die Asche ab und drückte vorsichtig die glühende Spitze in die Wunde um die Blutkanäle zu verschließen. Es zischte und stank nach verbranntem Fleisch.
Wallace würgte leicht, dass war der unangenehmste Teil der Arbeit. Er kontrollierte im Schein der Lampe ob er alles erwischt hatte, dann steckte er das Messer in die Feuerschale zurück.

[Leslie]

Ungläubig starrte sie Jack an ob seiner Worte. "Daran darfst du nicht mal denken hörst du? Sie ist stark und gesund .... sie wird nicht ..." kams über die Lippen die letzten Worte blieben unausgesprochen wollte sie keinen Gedanken daran verschwenden. Beissender Geruch stieg ihr plötzlich in die Nase, der Geruch von verbranntem Fleisch und Blut und sie begann zu würgen. "Ich glaube jetzt liegt es an Arya" murmelte sie leise.