Kingsbridge Das Leben in einer mittelalterlichen Stadt

[Traudl]

Sie hatte eine neue Aufgabe. Sie war nicht mehr Köchin. Nicht hier, nicht in diesem feinen Haus. Hier war sie Haushälterin. Hier war sie Myriels rechte Hand und das machte Traudl mächtig stolz. Sie würde Myriel zur Hand gehen bei der Überwachung des Personals und der Küche. Würde mit der Herrin gemeinsam das Lager inspizieren und überwachen, damit immer genug Vorräte im Hause waren. Sie würden die täglichen Mahlzeiten planen und Feiern organisieren. Traudl war begeistert und Karl spürte wie sehr seine Traudl sich auf ihre neue Aufgabe freute.

Jetzt stand sie in der Küche, hatte sich mit Margarete und Lena bekannt gemacht und natürlich mit Bertram. Die Vier verstanden sich auf anhieb und ließ sich zeigen wo das Kochgeschirr, die Tischwäsche und das ganze übrige Zubehör verstaut war. Lena hatte ihr die Vorratskammer gezeigt und den Keller. Im Keller lagerte Wein. Traudl war sprachlos. Der vorige Besitzer war verstorben, hatte keine Nachkommen und seine Schätze waren von den drei Menschen hier gut aufbewahrt worden. Da Traudl kein Mensch war der nur daneben stand und zusah, fing sie an mit Lena den Tisch im kleinen Saal zu decken. Etwas traurig war sie dabei. Denn hier würden sie nicht mit Tom und Myriel zusammen am Tisch sitzen und essen. Hier galten andere Regeln.

An dem Tisch im Saal passten gut und gerne 8 Personen. Traudl überlegte erst Tom an die eine Stirnseite zu setzen und Myriel an die andere. Doch bei einem privaten Abendessen wäre das reichlich übertrieben und unpraktisch. Sie deckte den Tisch an der rechten Seite. Tom würde an der Kopfseite sitzen, Myriel zu seiner Rechten. Auf den Tisch stellte sie zwei drei-armige-Leuchter. Es würde noch eine Weile dauern bis das Essen fertig war. Daher ließ sie sich von Lena noch den Garten zeigen. Vor allem der Küchengarten interessierte sie, um zu sehen ob noch Gemüse oder Kräuter fehlten die hier noch nicht wuchsen.

[Lena]

Lena ist gerade einmal 17 Jahre alt, sie ist zudem erst nach dem Tod des alten Herren in Lüchtringen angestellt worden. Die Magd, die hier zuvor gearbeitet hatte, war nach dem Tod des alten Herrn in Ruhestand gegangen und es musste eine neue Magd angestellt werden.

Als es nun hieß, dass Lüchtringen einen neuen Herren bekommen sollte, war Lena sehr aufgeregt und hatte bereits vor der Ankunft die Köchin Magarete mit Fragen gelöchert.
Diese war wohl schon etwas genervt und froh, als der Herr mit seiner Verlobten endlich eingetroffen war.
Von der Verlobten war zunächst keine Rede gewesen und Lena staunte nicht schlecht, hatte sie doch insgeheim gehofft, dass der neue Herr allein nach Lüchtringen kommen würde. Nicht das sie unbedingt nur deswegen hier als Magd begonnen hatte, aber man hörte ja hin und wieder die Geschichten und Minnegesänge, die davon sprachen, dass die Herren sich gern einmal einer Magd zu wenden. Das so etwas in der Regel weit weniger romantisch war, wie es sich in den Liedern singen ließ, daran dachte die dumme, naive junge Magd nicht.
Aber nun gut, es würde also auch eine Herrin geben.

Bei der Ankunft hatte Lena also die Braut des Herrn gründlich gemustert. Rothaarig war sie, Lena hatte eine Augenbraue hoch gezogen, sie hielt Rothaarige in der Regel für Hexen. Klein war sie noch dazu, eine kleine Hexe. Lena selbst hatte dunkelblondes Haar, nicht besonders auffallend, aber, obwohl sie so schlank war hatte sie einen recht gut geschnürten üppigen Vorbau.

In der Küche hatte Lena angefangen mit Margarete zu tuscheln. Sie versuchte bei der Köchin etwas Stimmung gegen die neue Herrin zu machen, zwar würde sie erst einmal abwarten, wie sich die neuen Herrschaften hier einlebten, doch insgeheim schmiedete sie bereits jetzt die ein oder andere Intrige. Ob sie damit Erfolg haben würde, würde sich später zeigen.

[Michael]

Schlaksig war er irgendwie. Obwohl durch die harte Arbeit hier auf Haus Lüchtringen hatte er schon Muskeln angesetzt. Michael war 18 Jahre alt. Seine Eltern konnten ihn nicht mehr durchbringen, daher hatte er sich um eine Stellung als Stallknecht bemüht. Vor einigen Monaten wurde er hier eingestellt, als bekannt wurde, dass es einen neuen Herren geben würde. Denn mit neuen Herrschaften kamen wieder Pferde in die Ställe und Michael hätte zu tun. Bis dahin hatte er andere Arbeiten hier im und um das Haus herum erledigt. Alles was Bertram nicht mehr konnte.
Als er nun in die Küche kam, waren Margarete und Lena da. Margarete war ein Mutterersatz für ihn geworden in den Monaten und als Lena ins Haus kam, da regten sich bei dem Burschen die Hormone. Noch hatte er keine Annäherung gewagt, aber irgendwann würde er der Kleinen unter den Rock gehen. Die Gedanken ließ er sich aber nicht anmerken. Margarete würde ihm eins hinter die Ohren geben.
"Nabend", kams gedehnt von dem Jungen. Er hatte Hunger und gegessen wurde in der Küche. Sein Blick blieb wie so oft an Lenas Vorbau hängen und schon regte sich die Schlange in seiner Hose. Schnell setzte Michael sich an den Tisch, um die Beule in der Hose zu verbergen.

[Lena]

Als Michael in die Küche kam, schenkte Lena ihm keine Aufmerksamkeit, würdigte ihn keines Blickes. Sie war nicht an ihm interessiert, fühlte sie sich zu Höherem berufen und wollte nicht die Zeit mit einem Stallburschen verschwenden.

Dennoch erging von ihr ein knapper Abendgruß eher sie weiter der Köchin zur Hand ging. Hin und wieder musste sie sich nach vorn beugen, wodurch man durch den sowieso schon reizenden Busen, tiefe Einblicke erhielt, Einblicke die sie dem neuen Hausherren angedeihen lassen wollte. Doch hier und jetzt, da hatte wohl nur Michael was davon.

Das Essen für die Herrschaften war fertig und konnte serviert werden. Lena war euphorisch, sie wollte sich alle Mühe geben, wenn sie die Suppe auf den Teller geben würde. Bei der neuen Herrin wahrscheinlich nicht so sehr, aber sie musste sich gut stellen, damit ihre Absichten nicht gleich durchschaut wurden.