Kingsbridge Das Leben in einer mittelalterlichen Stadt

[Elinor Howard]

Helena, liebes Kind. Elinor schaute auf und begrüßte ihre Tochter lächelnd. Nachdem Helena sie begrüßt und Platz genommen hatte, schaute sie sie an. Die Suche hat noch nichts ergeben mein Kind. Bis jetzt habe ich fünf Antworten von den benachbarten Rittern und Grafen. Ich habe mich noch nicht entschieden. Aber sei gewiss, ich werde schon eine gute Partie für dich aussuchen. Elinor nickte und bedeutete ihrer Tochter damit, dass das Thema "passender Ehemann" vorerst vom Tisch war und sie sich dem Essen widmen sollten.
John saß mit seiner Frau bereits am Tisch, die kleine Elisabeth speiste mit ihrer Erzieherin in ihrem Zimmer. Sie bekam heute den ersten Unterricht über Tischmanieren.
Das Essen wollte ihr heute so gar nicht schmecken, obwohl die Köchin sich wieder selbst übertroffen hatte. Nachdenklich stocherte sie in ihrem Essen, ihre Gedanken waren bei William. Seit Tagen war er nun schon wieder auf seiner Burg in der benachbarten Grafschaft und die einzige Kommunikation zwischen ihnen waren Briefe, die von Boten hin und her geschickt wurden.

[Helena Howard]

Helena nickte ihrer Mutter zu und widmete sich dem Essen. Während sie das Mahl genoss, schweiften ihre Gedanken ab und holten sich einen stattlichen Ritter an die Seite. Einer der sie auf Händen tragen würde, der sie zur Frau nehmen würde und der sie leidenschaftlich in die Arme reissen würde. Nach dem letzten Bissen seufzte sie auf und legte das Messer beiseite.
Mutter? Darf ich die Tafel verlassen?

[Elinor Howard]

Elinor nickte nur. Während sie ihrer Tochter hinterher schaute, überlegte sie mit welchem Ritter sie das Mädchen schnellst möglich verheiraten konnte. In Gedanken zählte sie die Ritter der umliegenden Grafschaften auf und nickte hin und wieder. Sie braucht einen Mann, der sie zu bändigen weiß und ihr die romantischen Flausen aus dem Kopf treibt.
Da fiel ihr der Sohn von William ein.
Elinor warf die Serviette auf den Tisch, sprang auf und achtete nicht auf den missbilligenden Blick ihres Sohnes. Stattdessen raffte sie den Rock und eilte die Stufen hinunter.
Lass die Kutsche anspannen , rief sie einem vorbeikommenden Knecht zu und eilte in ihr Zimmer. Dort gab sie die Anweisung, einen Koffer zu packen, da sie die nächsten Tage bei William auf Schloss Bedwin verbringen würde um spezielle Dinge zu besprechen.

[Elinor Howard]

Elinor drehte sich zur Magd um und herrschte sie an: "Los ... lauf und hol mir meine Tochter her. Ich bin es leid, alles allein zu gestalten."
Das Mädchen nahm erschreckt die Beine in die Hand und rannte davon. Kopfschüttelnd sah Elinor ihr nach. Sie würde der Hausdame bescheid geben müssen, dass sie die Mädchen besser erzog.

Seufzend sank sie in einen der großen Sessel vor dem Kamin. Das schwarze, samtene Kleid bauschte sich um ihre Beine. Seit ihr Mann tot war, trug sie schwarz. Es ließ sie blasser erscheinen als sie eigentlich war. Doch es war die Farbe, die am Besten zum Ausdruck brachte, was sie noch immer fühlte. Selbst jetzt noch, wo William ihr den Hof machte. Und er machte das wirklich gut. So gut, dass Elinor große Mühe hatte sich ihm körperlich zu entziehen. Denn eigentlich schickte es sich nicht, sich unverheiratet zueinander zu legen. Wieder folgte eine langer Seufzer, dann öffnete sich die Tür und das Mädchen erschien mit ängstlicher Miene.

"Madame, Eure Tochter wird in wenigen Minuten hier sein. Sie ... sie macht sich frisch, gab sie mir zur Antwort."

Mit einem Nicken gab sie ihr zu verstehen, dass sie gehen konnte. Elinor blieb nichts anderes als zu warten.

[Helena Howard]

Genervt schnürte sie das Kleid zu. "Was will sie nun wieder von mir? Reichte es nicht, mich mit einem Kerl wie James zu verheiraten? Muss ich nun auch noch so tun, als würde es mich freuen?" Murrend schlug die Tochter der Gräfin die Tür hinter sich zu und eilte durch die Gänge der Burg zum kleinen Saal in dem die Mutter wartete.

Sie verzichtete darauf anzuklopfen. Stattdessen trat sie ein, knickste höflich und setzte sich der Mutter gegenüber.

"Du hast mich rufen lassen? Darf ich erfahren um was es geht?"

[Elinor Howard]

Soviel Zeit war vergangen. Jack war tot. Tom Wallace verschollen oder tot? Elinor war nicht sicher. Es gab keine gesicherten Informationen darüber. Ihre eigene Tochter verstarb im Kindbett und hinterließ nun ein zweijähriges kleines Mädchen und einen saufenden Gatten. Hoffentlich brach der sich bald den Hals, betete die Gräfin des öfteren. William war der Fels an ihrer Seite und dafür war sie dankbar.
Gerade jetzt, wo die Kunde sie erreichte, dass der König im Sterben lag und sein Sohn die Thronfolge übernehmen sollte. Elinor war mehr als skeptisch, dass er der Richtige für diesen Posten wäre. Aber es galt das Geburtsrecht und so mussten sie mit diesem unfähigen neuen König leben.
In den nächsten Tagen würden sie aufbrechen, um zur Trauerfeier des Königs anwesend zu sein und zur Krönungsfeier des neuen Königs.