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Struktur der Clans





Struktur der Clans

Beitragvon Branwyn » Sa 7. Jan 2023, 17:43

Ein schottischer Clan ist ein traditioneller sozialer Großverband von in der Regel zumindest entfernt verwandten Personen in Schottland. Das englische Wort Clan (von schottisch-gälisch clann „Kinder, Abkömmlinge, Stamm, Familie“) bezeichnete ursprünglich eine Gruppe von Familien, die eine eng umrissene geographische Einheit bewohnten, beispielsweise ein Bergtal (Glen) oder eine Insel, und die sich auf eine gemeinsame Abstammung und Herkunft von einem Ahnherrn beriefen (meist mythischen oder sagenhaften Ursprungs). Sie alle erkannten den Clan-Chief als ihren Herrn und Richter an; im Gegenzug war dieser verpflichtet, die Interessen seiner Gefolgsleute auch mit der Waffe zu verteidigen. Heute wacht der staatliche Lord Lyon King of Arms über die Rechte der Clan-Chiefs, der Clans und der Familien.

Die schottischen Clans haben ihren Ursprung im Nordwesten von Europa. Schottland besteht aus dem nördlichen Teil der größten europäischen Insel Großbritannien sowie mehreren Inselgruppen.

Innere Struktur eines schottischen Clans

Chief

Das Oberhaupt eines Clans ist der Chief. Dieses Amt, verbunden mit den Titeln, wurde an den ältesten männlichen Nachkommen weitergegeben. Der Chief war oberster Richter bei Streitigkeiten innerhalb des Clans und dessen oberster Heerführer. Er verteilte das Land, das ursprünglich dem Clan insgesamt gehörte, aber mit dem Aufkommen des königlichen Feudalsystems als Land des Chiefs gesehen wurde, und war für die ärmsten Mitglieder des Clans verantwortlich.

Heute ist der Titel eines Chiefs ein vom schottischen Gesetz und vom Lord Lyon King of Arms gehütetes Rechtsgut. Der Chief ist der Inhaber der Rechte, beispielsweise eines Clanabzeichens (badge) und eines speziellen Webmusters für Stoffe (tartan). Ihm steht es zum Beispiel frei, das Tragen eines Tartans zu regeln. Als Zeichen seiner Würde trägt der Clan-Chief drei Federn an seiner Schottenmütze (bonnet).

Chieftain

Der Chieftain ist das Oberhaupt einer bedeutenden Familie innerhalb eines Clans. Früher legte er Streitigkeiten innerhalb seiner Familie bei und war für den Dienst seiner Familie gegenüber dem Clan-chief verantwortlich. Er führte die Krieger seiner Familie in Kämpfen an. Der Chieftain des ältesten Familienverbandes innerhalb des Clans befehligte die rechte Flanke im Krieg. Heute sind viele Chieftains, wie die Chiefs ihres Clans, Inhaber der Rechte an Wappen, Tartan, Badge etc. Als Zeichen seiner Würde trägt der Chieftain zwei Federn am Bonnet.

Barde

Jeder Chief und jeder bedeutendere Chieftain hatte an seinem Hof einen Barden, der in Friedenszeiten Erzähler und Unterhalter für den Chief war. Er verfasste Gedichte zu besonderen Anlässen, wie z. B. Hochzeiten, Geburten etc. In Kriegszeiten stimmte er den Clan auf den Kampf ein, indem er unter anderem die ruhmvolle Geschichte des jeweiligen Clans vortrug.

Piper

Wie der Barde, so war auch das Amt des Pipers zweigeteilt: in Friedenszeiten für die Unterhaltung bei Festen verantwortlich und in Kriegszeiten Sammelpunkt für die eigenen Truppen. Oftmals hatte eine Person das Amt des Barden und das des Pipers gleichzeitig inne.

Struktur der schottischen Clans
Unterschieden wird zwischen drei Kategorien von Clans:

Zur wichtigsten Gruppe gehören Clans wie die Stewart of Appin, Campbells, die MacDonalds, die MacLeods, die Gordons und vielleicht noch Clan Chattan und die MacKenzies, die über große Gebiete herrschten. Sie alle zerschlugen kleinere Clans oder übernahmen diese und deren Land mit Macht, durch Einheirat oder geschicktes politisches Agieren. Darüber hinaus hatten sie oft auch auf nationaler Ebene großen politischen Einfluss.

Die zweite Kategorie mit etwas weniger Einfluss waren die McGregors, Frasers, Gunns, MacPhersons, MacLachlans, und MacLeans. Dazu gehörten ebenfalls kleine Familiengruppen wie der Kennedy-Clan.

Schließlich gab es Clans, die Titel oder Namen hatten wie beispielsweise „Clan der Nacht“ (die Morrisons von Mull), „Clan der Briten“ (die Galbraith Familie von Gigha) oder der „Clan der Kinder Raigns“ (die Rankins).
Geographie der Clans

Generell sind die Clans mit dem Hochland und den Inseln verbunden und nur zu einem geringeren Teil in den Randgebieten wie zum Beispiel den Borders und Galloway heimisch. Im Zentralbereich Schottlands und im größten Teil des Flachlands sind solche Verwandtschaftsgruppen schon sehr früh durch das Feudalsystem verdrängt worden. Allerdings gab es auch einige Clans in anderen Regionen.

Mit Margaret, der Frau Malcolm Canmores, und besonders ihrem Sohn David hielt das Feudalrecht, das das genaue Gegenteil des Clanwesens bildet, Einzug in das keltische Schottland. Ursprünglich gehörte das Land der Clangemeinschaft und wurde vom Chief verwaltet; nach dem Lehnsrecht wurde aber das ganze Land königliches Eigentum.

Die Loyalität der Clanangehörigen gehörte traditionell ihrem Chief; sie sahen sich keinesfalls als direkte Untergebene des Königs. Die Entschlossenheit einer Reihe von Königen, dieses Clanwesen durch das Lehnswesen zu ersetzen, trieb einen Keil zwischen das keltische Hochland und das angelsächsische Tiefland, der bis zur Wende von Culloden, die das Ende der Jakobitenaufstände markierte, steckenblieb.

Geschichte und Niedergang der schottischen Clans

Das Zusammengehörigkeitsgefühl der Clans wurde vor allem durch die Unabhängigkeitskriege (1296–1314) erzeugt. Die 21 Clans, die sich damals um Robert the Bruce auf dem Schlachtfeld von Bannockburn versammelten, hatten ein gemeinsames Ziel: die Freiheit des schottischen Volkes von jeglicher Fremdherrschaft. Doch die Gewinner durften sich auch der großzügigen Verteilung von Ländereien und Titeln sicher sein; die Besiegten wurden vertrieben.

Bis zum Ende des 14. Jahrhunderts hatten sich die meisten Clans etabliert. Die Clanchiefs hausten z. T. recht fürstlich auf ansehnlichen Trutzburgen. Wie Feudalherren verpachteten sie Ländereien an ihre Untergebenen. Einem Clan anzugehören, hieß nicht nur, in ein soziales Netz eingebunden zu sein, sondern beinhaltete auch die Pflicht zum Kriegsdienst für den Herrn.

Dieses Sozialgefüge offenbarte seine Schwachpunkte, als die Clans ihre eigenen Verwaltungsstrukturen zu bilden begannen. Kleinere Familien suchten durch Bündnisse und Gegenbündnisse beim mächtigen Nachbarn Schutz. Es kam aus den verschiedensten Gründen zu Auseinandersetzungen von kleineren Fehden bis zu blutigen Schlachten – ja regelrechten Clankriegen, die manchmal Jahrzehnte anhielten.

Als Schottland und England längst unter einer Krone vereint und die Lowlands befriedet waren, verschanzten sich die Clans immer noch im unwegsamen Bollwerk des Hochlandes. Mit Blick auf die Geographie des schottischen Hochlands ist es kein Wunder, dass die Könige es sehr schwierig fanden, ihre Autorität über die Menschen auszuüben, die in den entfernten und unzugänglichen Bergen lebten. Die Hochlandlinie erstreckt sich diagonal vom Clyde bis nach Stonehaven an der Nordsee, südlich von Aberdeen. Nördlich davon fühlten sich die Clans an die jeweiligen Gebiete gebunden, die sie als Familienland beanspruchten. Die tiefen Täler und weiten Hochlandgebiete wurden von Clans, wie den Campbells in Argyll, den Camerons in Lochaber, den Robertsons in Rannoch, den Mackays in Sutherland bevölkert und die Inseln im Westen waren die Domäne der MacDonalds in Islay, der Macleans in Mull, Tiree und Coll, während Skye zwischen den MacDonalds, MacLeods und Mackinnons aufgeteilt war.

Trotz des kargen Bodens waren alle Clans nahezu autark und lebten von den Kleinrindern, die in den Bergen weideten. Auf den Inseln und an der Küste fischten die Clanmitglieder und exportierten den Fangüberschuss ins Tiefland. In den Tälern hatten sie ihre Gerste zum Whiskybrauen (hauptsächlich zur Erbauung des Chiefs und seiner nächsten Untergebenen) und Hafer als Grundnahrungsmittel. Es war ein karges Leben für die Clanangehörigen. Weil das Vieh geschützt werden musste, entwickelten diese keltischen Bergbewohner Ausdauer und sammelten kriegerische Erfahrung. Bei passenden Gelegenheiten waren dann die Tiefländer wie auch die Engländer von ihrer Angriffswut gleichermaßen entsetzt.

12. Jahrhundert

Die erste herausragende Persönlichkeit, die in der Geschichte der Clans genannt wurde, war Somerled, der Urahn des Clans Donald. Er war der Anführer im Widerstand gegen die Norweger, die die westlichen Inseln, die Orkney und Shetlandinseln kontrollierten. Somerled war ein außergewöhnlicher Krieger von piktisch-norwegischer Abstammung. Nach einer fürchterlichen Seeschlacht im Jahr 1156 gewann er das Königreich Man. Damit kontrollierte er die westlichen Inseln von Bute im Clyde bis Ardnamurchan.

Im Gegenzug für Somerleds Treueversprechen erkannte König Malcolm IV. seine Herrschaft dort an. In diesem Zusammenhang gab es aber erstmals ein bedeutendes Missverständnis. Während Malcolm meinte, Somerled erhielte seine Ländereien als Lehen von der Krone, betrachtete dieser sich als Eroberer und autonomer Machthaber.

Aus seiner politisch abenteuerlichen Ehe mit Ranghildis, der Tochter des norwegischen Königs der Insel Man, hinterließ Somerled drei Kinder, von denen zwei seine Linie fortsetzten: Dougall, der die MacDougalls von Argyll und Lorn gründete, und Reginald, dessen Sohn den Namen Donald trug, die MacDonalds von Islay. Diese Nachkommen Somerleds – die MacDonalds – wurden die „Herren der Inseln“ (Lords of the Isles).

13. Jahrhundert

Die Clans arbeiteten nicht zusammen. Selbst nach dem Ende der norwegischen Besetzung im Jahre 1266 kämpften sie im Hochland gegeneinander, und die Krone verzweifelte schier daran, sich ihre Loyalität zu sichern und das Hochland zu befrieden.

Ein herausragendes Beispiel waren die MacDougalls von Lorne und MacDonalds von Islay. Sie widersetzten sich König Robert the Bruce. Der von Roberts Begleiter Roger de Kirkpatrick ermordete John Comyn war mit ihnen verwandt gewesen.

Doch trotzdem folgte der Clan Donald dem Bruder des Chiefs – Angus Og – und kämpfte in der Schlacht von Bannockburn an der rechten Seite von Bruce. Diese Geste von Fahnentreue stärkte die Position der MacDonalds und bewahrte die illoyalen Mitglieder des Clans vor Strafmaßnahmen. Aufsplitterungen und Zerwürfnisse, von denen es zahllose Beispiele und Berichte gibt, waren innerhalb der Clangruppierungen die Regel.

15. und 16. Jahrhundert

James IV. schaffte es schließlich, das normannische Feudalkonzept des Tieflands endgültig auch im Hochland durchzusetzen. Er bestätigte vielen Chiefs ihre Landansprüche durch ein königliches Übertragungspergament – die so genannte Schafsfellurkunde.

Damit unterstrich er, dass diese Vasallenclans ihre Ländereien direkt durch die Krone erhielten. James gab auch Campbell von Argyll einen Dreijahresvertrag über mehrere Ländereien, die zuvor von den Lords of the Isles beherrscht worden waren. Klug unterstützten die Campbells jedermann, der ihnen Vorteile verschaffte. Darüber hinaus fingen sie an, die angrenzenden Ländereien ebenfalls zu dominieren.

Um ihren Landbesitz zu vergrößern, nutzten sie in Argyll und im Nordwesten jede sich bietende Möglichkeit – das Schicksal der MacGregors ist dafür ein beredtes Beispiel.

17. und 18. Jahrhundert

Die MacGregors (ein späterer Abkömmling wurde bekannt als Rob Roy, dessen Name sich wahrscheinlich aus dem Schottisch-gälischen "Raibert Ruaidh", Robert der Rote, ableitet) besaßen sowohl in Argyll als auch in Perthshire Land nach dem alten Clanprinzip.

Ohne dokumentarischen Eigentumsbeweis und ohne diese Schafsfellurkunde konnten sie sich lediglich auf die Tradition berufen. Unter der Beschlagnahmung von immer mehr MacGregor-Land verzweifelte dieser Clan nach und nach – und um überhaupt noch leben zu können, wurden die MacGregors zu Viehdieben.

Nach 1603 waren die Campbells entschlossen, ihnen endgültig den Garaus zu machen. Der Earl of Argyll, Chief des Clan Campbell, schürte einen Streit zwischen den MacGregors und den Colquhouns von Luss am Loch Lomond. Dieser Streit endete, wie viele andere auch, in einer fürchterlichen Schlacht, die im Glen Truim stattfand. Zwar siegten die MacGregors trotz gewaltiger Übermacht der Gegner, doch es war ein Pyrrhussieg. Die Schlacht war so blutig und fürchterlich, dass James VI., gerade auch zu James I. von England gekrönt, ein Gesetz durch sein Privy Council herausgeben ließ, das die MacGregors zu Vogelfreien machte und ihren Namen auslöschen sollte.

Danach war dieser Clan über 139 Jahre lang ein Clan der Gesetzlosen (zwischendurch wurde die Anordnung zeitweise aufgehoben). Trotzdem bekannten sich 1775 – 30 Jahre nach der Schlacht von Culloden – immerhin noch 826 Menschen zur Mitgliedschaft im Clan MacGregor und stellten dadurch die bemerkenswerte traditionelle Gefühlsbindung, die das alte Clanprinzip schuf, unter Beweis.

James war es leid, immer nur von Blutfehden und Streitereien zu hören. So beauftragte er schließlich Lord Ochiltree, unter allen Umständen Gesetz und Ordnung auf den Inseln zu schaffen. Dieser Mann wurde durch Andrew Knox, den Bischof der Inseln, in seiner schwierigen Aufgabe unterstützt.

Die Chiefs der MacLean of Duart, Donald Gorm of Sleat (Skye), Clanranald, MacLeod und Maclean of Ardgour hatten es aber offensichtlich nicht sehr eilig damit und zusammen dinierten sie zunächst erst einmal auf Duart Castle (Mull), bevor sie der Einladung zur Predigt durch Bischof Knox auf das Flaggschiff Lord Ochiltrees folgten. Einmal an Bord, lichtete das Schiff nämlich den Anker und brachte sie nach Edinburgh, wo sie eingekerkert und erst freigelassen wurden, als sie sich dazu bereit erklärten, Bishop Knox bei der Reform der Inseln zu unterstützen.

Großbritannien wandte sich am Ende des 17. Jahrhunderts allmählich einer neuen kommerziell blühenden Ära zu, in der kein Platz mehr für Clans war. Das war jedenfalls der Standpunkt von William III., der seine Macht durch die Schlacht am Boyne gefestigt hatte.

Er entschied, dass mit den Hochländern etwas Drastischeres geschehen müsse, da diese offensichtlich immer noch auf der Seite der Stuart-Dynastie standen. Der Schotte Sir John Dalrymple, Earl of Stair, Unterstaatssekretär für Schottland, plante eine Lösung des Hochlandproblems. Er wurde in seinen Bestrebungen von William unterstützt und fand in John Campbell, dem Earl of Breadalbane, einen willigen Helfer.

Zunächst bekam Campbell vom König £ 12.000. Damit sollte er die Loyalität der Clanchiefs kaufen. Dieser von König William III. für Schottland eingesetzte und entsprechend verantwortliche Staatssekretär ließ jedoch in einem vertraulichen Gespräch gegenüber Campbell verlauten, die Clans Donnel und Lochiel sollten ausgerottet werden.

So wurde entschieden, dass alle Chiefs bis zum 1. Januar 1692 einen Treueid auf den König ablegen müssten. Denjenigen, die sich widersetzten, würde „mit Feuer und Schwert und allen möglichen Arten von Feindlichkeiten begegnet werden“. Das Datum war offensichtlich sehr sorgfältig gewählt worden, denn der harte Hochlandwinter würde die Hochländer teilweise lähmen; dieser Punkt war von Stair sehr wohl kalkuliert worden:

„Der Winter ist die einzige Saison, in der wir sicher sein können, dass die Clanmitglieder nicht mit ihren Frauen, Kindern und Rindern in die Berge entfliehen können. Dies ist die richtige Zeit, sie in der langen, dunklen Nacht zu vernichten.“

Die meisten Clanchiefs leisteten diesen Eid sofort. Lediglich der mächtige MacDonnel of Glengarry und der alte MacIan MacDonald of Glencoe hatten dies bis zum 1. Januar nicht getan. MacIan hatte nach langen Überlegungen versucht, seinen Treueid am 31. Dezember in Fort William abzulegen. Da aber der Magistrat nicht anwesend war, war er gezwungen, durch den Schnee nach Inveraray zu ziehen. In diesem schlimmen Winter kam MacIan aber erst am 2. Januar in Inveraray an. Da aber auch dort nur ein Stellvertreter des Kommandanten war, erreichte sein Eid Edinburgh erst am 6. Januar.

Endlich hatte Wilhelm damit seinen Sündenbock. Dalrymple schrieb an den Kommandanten in Fort William:

„Wenn MacIan von Glencoe und sein Stamm sich von den Übrigen so verschieden verhalten, haben wir eine klare Rechtfertigung öffentlicher Justiz, dass dieser diebische Clan mit Stumpf und Stiel ausgerottet wird.“
120 Mann vom Regiment des Earl of Argyll wurden unter dem Kommando von Hauptmann Robert Campbell of Glenlyon nach Glencoe in Marsch gesetzt, um dort in den Hütten Quartier zu beziehen. Die Soldaten wurden mit der üblichen Gastfreundschaft des Hochlands empfangen. Über 15 Tage lang teilten die MacDonalds die karge Speise und Trank mit ihnen. Hauptmann Campbell spielte sogar Karten mit dem alten MacIan MacDonald und dessen Söhnen.

Doch am 12. Februar 1692 erhielt der Hauptmann den Befehl:

„Ihnen wird hiermit befohlen, über die Rebellen, die MacDonalds von Glencoe, herzufallen und alle unter 70 dem Schwert zuzuführen. Besonders haben Sie dafür zu sorgen, dass der alte Fuchs und seine Söhne unter keinen Umständen Ihren Händen entfliehen können.“

Das Morden sollte um fünf Uhr am folgenden Morgen beginnen. Am Vorabend soll Hauptmann Campbell sogar wie in den Tagen zuvor Karten mit den Söhnen MacDonalds gespielt und nebenbei erwähnt haben, wie sehr er sich schon auf das Abendessen des folgenden Tages zusammen mit dem Chief freue. Als sich nach langer und stürmischer Nacht der Morgen näherte, begannen die Soldaten mit ihrer grausamen Aufgabe. Das Ergebnis war, dass mehr als 30 MacDonalds ermordet wurden. Viele Mitglieder des Clans, die es geschafft hatten, sich in den immer noch tobenden Schneesturm zu retten, erfroren darin. Etliche überlebten aber und machten das Gemetzel ruchbar. Es war nicht nur ein vollkommen sinnloses Verbrechen, sondern auch eine totale und bewusste Verhöhnung der jahrhundertealten Hochlandtradition, die selbst dem ärgsten Feind Gastfreundschaft gewährte.

Jakobitenaufstände

Wilhelm mag seine Macht und Entschlossenheit bewiesen haben, erzielte aber das genaue Gegenteil des Beabsichtigten. Nach Glencoe wirkten die Stuarts verheißungsvoller denn je. Kurz nach der parlamentarischen Vereinigung Schottlands und Englands war es klar für die Clans, dass sie nur einen Status als Minderheitengruppe in North Britain, wie Schottland nun meistens auf englischer Seite genannt wurde, hatten. Sie richteten ihre Hoffnungen mehr und mehr auf „den König jenseits des Wassers“, James, und nach dessen Tod auf seinen Sohn Francis Edward, den Old Pretender.

1714 kam Georg I. auf den Thron des vereinigten Königreiches. Er war unattraktiv, intellektuell schlecht ausgestattet, und über sein neues Königreich hatte er so gut wie keine Kenntnisse. Die Jakobiten glaubten, nun sei die ideale Gelegenheit für die Wiedereinsetzung der Stewarts gekommen.

Nach dem Jakobitenaufstand von 1715 erschloss General Wade, der Generalkommandeur von Schottland, das Hochland mit einem Netz von Straßen und Brücken, von denen einige noch heute erhalten sind. Er reorganisierte die sechs von Clanmitgliedschaft unabhängigen Hochland-Kompanien und überließ ihnen die Kontrolle des Hochlandes. Diese Black Watch, wie die Regimenter genannt wurden, trugen das auch heute noch beliebte dunkelblaue und grüne Muster in ihrem Kilt.

1724 schätzte Wade, dass rund 22.000 Mann im Hochland Waffen tragen könnten. Davon wären sicherlich mehr als die Hälfte bereit, wieder eine Stuartrebellion zu unterstützen. Nach diesen Zahlen kann die Hochlandbevölkerung zu jener Zeit sehr gut auf ca. 150.000 beziffert werden. Die Regierung befürchtete aber nicht so sehr die Anzahl der Oppositionellen, sondern vielmehr die Durchschlagskraft, die diese Clanmänner im Kampf entwickeln konnten. Am gefürchtetsten war ein Präventivschlag der Hochländer. Dieser stützte sich allein darauf, dass Schwung und Ansturm, gepaart mit der absoluten Rücksichtslosigkeit sowohl sich selbst aber auch dem Gegner gegenüber, den Feind in Angst lähmten. Mit dem Kleinschild am linken Arm, einem Dolch in der linken Faust und dem kurzen Breitschwert in der Rechten konnten die Hochländer weit in die gegnerischen Truppen vordringen und sich dann kämpfend unter der Führung ihres Chiefs in kleine Einheiten aufteilen. Diese Technik war später – ganz besonders während des ‘45-er Aufstands – sehr gefürchtet, so sehr, dass sie von Bonnie Prince Charlie als eine Art „Geheimwaffe“ immer wieder eingesetzt wurde. Die einzige Zeit, in der eine wirklich beträchtliche Anzahl von Clans zusammenwirkte, war während der Unterstützung der Stewart-Dynastie im 18. Jahrhundert.

Die große Ausnahme bildete in dieser Zeit des Bürgerkriegs – Tiefland gegen große Teile des Hochlands – der Clan Campbell, der sich auf die Seite der Hannoveraner schlug. Die katholischen Clans und viele der protestantischen waren immer überzeugt davon, dass der Stuart-Monarch der Chief of Chiefs sei, obwohl die Stuarts den anderen Clans gegenüber nie besonders freundlich eingestellt gewesen waren. Wenn sie sich jemals überhaupt für sie interessiert hatten, dann nur, wenn es darum ging, das Hochland den Normen des Tieflandes anzupassen.

Der Zeitpunkt zum Umsturz schien gut gewählt – die britische Regierung war in finanziellen Nöten und hatte nur eine Armee von gerade einmal 3.000 Mann, hauptsächlich Rekruten, unter General John Cope.

So landete der Prinz am 2. August 1745, 30 Jahre nach der Niederlage seines Vaters, von Frankreich kommend, auf Eriskay, einer Insel der Äußeren Hebriden.

Auf seiner Reise hatte er fast alles Material verloren, nur noch sieben Getreue bei sich und keinerlei Waffen oder Unterstützung mehr. Er kam in ein Land, von dem er kaum etwas wusste und das er nicht kannte. Zu Beginn sträubten sich die schottischen Jakobiten, Bonnie Prince Charlie zu unterstützen. Wegen des „Königs jenseits des Wassers“, wie sein Großvater romantisch genannt worden war, hatten die Clans in der Vergangenheit sehr zu leiden gehabt.

Die MacDonalds of Clanranald, MacDonalds of Sleat und MacLeods of Dunvegan – alle lehnten es ab, sich für den Prinzen zu erheben. Trotzdem und im naiven und vollen Vertrauen auf die Rechtmäßigkeit seines Thronanspruchs gewann Charles den schlauen Cameron of Lochiel an seine Seite. Am 19. August 1745 hisste er vor rund 1.200 Clanmännern seine Standarte in Glenfinnan. Fortan bildeten die Hochlandclans seine Hauptunterstützung.

Nach 1745

Nach dem letzten Jakobitenaufstand von 1745/46 und der Schlacht von Culloden waren die Hochländer vernichtet, und ihr Mut wurde mit dem neuen Entwaffnungsgesetz endgültig gebrochen. Zusätzlich zur Niederlage wurde die Hochlandkultur, das Sozialgefüge und das Clanwesen mit Gesetzesmitteln zerschlagen. Das schottische Tiefland war über die Auslöschung des Hochlandwiderstands erleichtert.

Schottland war in zwei Nationen geteilt: Die eine war kommerziell ausgerichtet und bemühte sich, englische Gepflogenheiten anzunehmen, die andere war landwirtschaftlich orientiert, in weiten Teilen gegen die südlichen Nachbarn eingestellt und machte aus ihrem keltischen Temperament keinen Hehl. Die Clans leben heute nur noch in den historischen Dimensionen. Zum Zeitpunkt ihrer endgültigen Niederlage waren sie aus der Sicht der Tiefländer längst ein wirtschaftlicher und sozialer Anachronismus. Doch für die Menschen des Hochlands bedeutete diese Aufhebung der alten Ordnung den tragischen und unwiederbringlichen Verlust ihrer eigenen Sprache und Kultur.

Militärpfade und Straßen mussten im 18. Jahrhundert von der Regierung erst noch gebaut, Burgen belagert und besetzt werden.

Nach der Schlacht von Culloden flohen viele Clanchiefs und Familien ins Ausland. Die Folgen der daraus resultierenden Umverteilung der Ländereien an Nichthochländer waren das Desinteresse der neuen Herren an dem Sozialgefüge der jeweils lokalen Clans und stattdessen die Durchsetzung eigener Wirtschaftsinteressen; die Verbreitung der Beweidung durch Schafe im großen Stil sowie die daraus resultierende Vertreibung der auf dem Land lebenden Bevölkerung aus großen Teilen des Hochlands in den berüchtigten Clearances.

Das größte Problem lag nunmehr in der Verantwortung der Landherren für die Bevölkerung auf ihrem Land. Das alte Clansystem war gestorben, und selbst dort, wo die Chiefs das Land noch besaßen, konnten sie die gewaltig gewachsene Bevölkerung nicht mehr ernähren. In ersten Landstudien wurden im Jahr 1801 noch 1.608.420 Menschen in Schottland erfasst, doch 1831, nur 30 Jahre später, gab es schon 2.364.386. Das war ein Anstieg um fast 50 % in dieser kurzen Zeit. Im Hochland wurde das Land sehr schnell knapp: 200.000 Menschen lebten auf dem nicht sehr ergiebigen Boden des Hochlands und konnten sich nur mehr schlecht als recht davon ernähren. Die verbliebenen alten Clanchiefs und Familienoberhäupter fühlten sich trotzdem noch verantwortlich für die auf ihrem Grund lebenden Menschen und saßen damit in einer Zwickmühle.

Neue Erkenntnisse der Landnutzung und Aufteilung wurden vom Kontinent und aus den Lowlands erworben und in die Situation des Hochlands umgesetzt. Das wenige nutzbare Land konnte nur eine stark ausgedünnte Bevölkerung richtig ernähren. Damit gehörten die einfachen Bewohner des schottischen Hochlands also wieder einmal zu den Verlierern. Auf den riesigen Weideflächen, die einst erträglich genug waren, Rinder zu mästen und Getreide anzubauen, wurden bald die allesvertilgenden Schafe gehalten, die den Landherren schnelle und bessere Profite brachten.

Die Clanmitglieder wurden oft gewaltsam von ihrem Pachtgrund vertrieben. Hütten, die nicht freiwillig geräumt wurden, steckte der Verwalter in Brand, zum Teil ohne Rücksicht darauf, ob Alte oder Kranke darin waren. Im Verlauf der Vertreibungen, von denen sich das Hochland bis heute noch nicht erholt hat, wurden Hunderttausende vom Land vertrieben und ein Großteil des Hochlands buchstäblich entvölkert.

Einige Kleinbauern bekamen von ihrem Landherrn in den Küstenregionen ein kleines Grundstück als Ausgleich zugeteilt, doch kaum einer der vertriebenen Bauern kannte die See oder konnte mit einem Fischerboot umgehen; viele kamen um. Zehntausende emigrierten auf den Kontinent oder nach Kanada, Amerika, Neuseeland und Australien, oder wurden mit bezahlten Passagen dorthin ausgesiedelt. Zurück blieb die einst zumindest in Teilen fruchtbare Heimat – heute ist sie oft menschenleeres Ödland mit ein paar überwucherten Grundmauern.


Sippen des Clan Macpherson

Allison, Archibald,

Cattanach, Carson, Chlerich, Clark, Clarke, Clarkson, Clerk, Clooney, Clunie, Cluney, Cluny, Currie, Currier, Curry,

Ellis, Ellison, Fassett,

Gillespie, Gillies, Gillis, Gilliss, Gilley, Goudey, Goudie, Gow, Gowan,

Keith,

Leary, Lees,

MacCarson, MacChlery, MacClair, MacCleary, MacCleish, MacClerich, MacClooney, MacCloonie, MacCluney, MacClunie, MacCluny, MacCurrach, MacCurrie, MacCurry, MacGillies, MacGouen, MacGoun, MacGow, MacGowen, MacKeith, MacLaury, MacLear, MacLeary, MacLees, MacLeish, MacLerie, MacLierich, MacLise, MacLory, MacMurdo, MacMurdoch, MacMurdock, MacMurich, MacVail, MacVurich, MacVurrich, Murdaugh, Murdo, Murdoch, Murdock, Murdoson,

Parson, Pearson, Person, Parsons,

Smith,

Warden


Angeschlossene Clans

Clan Mackintosh
Chattan Confederation


Rivalisierende Clans

Clan Cameron
Clan Comyn
Branwyn
 
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von Anzeige » Sa 7. Jan 2023, 17:43

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Re: Struktur der Clans

Beitragvon Branwyn » Sa 7. Jan 2023, 17:49

Die Geschichte der schottischen Clans

Highlands und Clans – in der schottischen Geschichte gehören beide untrennbar zusammen. Doch: Warum gibt es diese besonderen Familienverbände überhaupt? Wie entstanden sie?

Die Familie ist alles! Woher einer kommt, welcher Taten sich seine Vorfahren rühmen oder auf welchem Land er angesiedelt ist – die Familie ist Alles, sie definiert einen und steht für den Einzelnen ein.

Diese Idee der Familie war ein Selbstverständnis in Dalriada, dem ersten großen Reich der Gälen. Dalriada überspannte um 600 nach Christus den Kanal zwischen dem südwestlichen Teil des heutigen Schottlands und der Spitze Nordirlands.

Hier und zu der Zeit wurde bereits die Saat für die späteren Clans der Highlands ausgestreut.

Die Vorläufer der Clans

Unter den Gälen gab es verschiedene Abstufungen der Familie. Der „Derbhfine“ die „gesicherte Familie“ (dearbh fine – sprich etwa „dscherev finä“) zum Beispiel musste für ihre Mitglieder gerade stehen. Das heißt, im Falle eines Unrechts, hatte sie auch die Reparationen mitzutragen. Der Derbhfine definierte sich über die Verwandtschaftsverhältnisse, die vier Generationen umspannte, also zurück bis zum Urgroßvater. Die Anführer dieser Sippe wurden durch einen Rat gemeinsam bestimmt.

Das Land gehörte allen im Derbhfine und jeder hatte das Recht auf einen gleich großen Anteil davon. Dalriada – sogar der Name weist auf diese Praxis hin. „Dail“ heißt „Anteil“ oder „Stamm“ und Riata ist ein Eigenname.

Es gab auch eine weiter gefasste Gruppe dieser Familien, den Cenél, was so viel wie Gruppe, Rasse oder Stamm bedeutet. Das definierte dabei auch ein Stück Land, das von dieser Gruppe besetzt war. Der heutige schottische Bezirk Cowal zum Beispiel führt sich zurück auf „Cenél Comgaill“.

Derbhfine und Cenél waren beide Vorläufer, doch bis sich die ersten echten Clans bildeten, sollte erst ein Sturm aufziehen: Die Wikinger und Nordmänner kamen und veränderten die Landschaft Europas grundlegend. Dalriada hörte auf zu existieren.
Nicht aber seine Kultur.

Die Clans entstehen – die Zeit des 1. Jahrtausend nach Christus

Das Erstaunliche: Obwohl Dalriada verschwand, setzte sich die Kultur der Gälen gegenüber den Nordmännern und den benachbarten Pikten durch. Und während also im ganzen Rest Europas Reiche entstanden, in denen das Land dem König gehörte und er es seinen Untertanen gegen Dienste oder Abgaben überließ (Feudalismus), blieb die gälische Familientradition mit den geteilten Besitzverhältnissen bestehen. Selbst die ehemaligen Nordmänner, die nun längst ansässige Familien waren, verinnerlichten diese Lebensart – für die war die Idee des Stammes ja nicht unbekannt.

Während die westlichen Gebiete des alten Dalriada inklusive der Inseln wie Skye, Mull oder den Äußeren Hebriden durch Machtkämpfe nordischer Herrscherfamilien paralysiert waren, etablierte sich im Osten das Reich Alba, aus dem später das Königreich Schottland wurde – zuerst war es selbst noch gälisch sprechend, doch mit der Zeit setzte sich dort das Englische weiter durch. Diese Randnotiz ist wichtig im Zusammenhang mit den baldigen Differenzen zwischen Highlands und Lowlands. Doch auch die schottische Krone war eher schwach und konnte die Kontrolle über ihre Gebiete nur unzureichend ausüben.

Die Bevölkerung brauchte Sicherheit und Rechtsprechung, hier sprangen die Clans als Verwaltungseinheit und Schutzgemeinschaft ein. Auf gemeinsame Vorfahren bezogen, auf gemeinsamen Land und im Kriegsfall gemeinsam mit der Hand am Schwert, erstarkten die Familienverbände in den unzugänglichen Tälern Schottlands.

Könige der Inseln – die Jahrtausendwende

Ri Innse Gall – der König der Inseln nannte sich Somerled. Er war es, der für kurze Zeit ein Reich formte, das in einigen Jahrhunderten erst richtig erblühen sollte. Somerled entriss den Nordmännern die Herrschaft über das ehemalige Dalriada und legte sich zusätzlich mit der schottischen Krone an. Kurze Zeit herrschte er über die Westküste Schottlands und die Inseln. Als er auf dem Schlachtfeld starb, zerfiel das Reich zunächst wieder, doch er hatte Nachkommen, die die Urväter berühmter Clans werden sollten. Da war sein Sohn Dugall und der Clan Dugall sind seine Nachfahren. Ein Enkel Somerleds war Ruaidhri, seine Nachkommen die MacRuaris.

Und dann gab es noch Domhnall. Und er gründete den mächtigsten Clan der nächsten Jahrhunderte: die MacDonalds. Sie würden später zusammen mit anderen westlichen Clans die Lords of the Isles stellen, die Herrscher der Inseln, unter denen die gälische Sprache und Kultur eine Blüte erlebte.

Neue Clans aus Frankreich

1066 überrennen die Normannen aus Frankreich das Gebiet von England und zwingen dessen Bevölkerung unter ihre Herrschaft. Die gesamte Adelsschicht wird durch Ritter aus der Normandie ersetzt. Mit sich bringen die Adligen das System der Lehnsherrschafft: Alles Land gehört nun dem König, er verteilt es und die Vasallen sind ihm steuerpflichtig. Und noch etwas ist neu: Bei den Normannen erbt der erste Sohn des Herrschers alles.

Schottland bleibt davon zunächst unberührt, bis David I im Jahre 1124 den Thron in Edinburgh besteigt. David war am englischen Hofe erzogen worden und als er schließlich die Herrschaft in Schottland übernahm, das allerdings damals hauptsächlich den Ostteil des heutigen Landes umfasste, brachte er normannische Ritter und Gebräuche an den Hof.

Das hatte Auswirkungen auf die Clans. Sie übernahmen Teile des Feudalismus und verschmolzen sie mit dem gälischen Erbe. Der erstgeborene Sohn des Clanchiefs erbte von nun ab die Herrscherwürde seines Vaters, das Land des Clans gehörte ab jetzt dem Oberhaupt der Familie und wurde unter den Gefolgsleuten gegen Pacht vergeben. Doch die Idee der gemeinsamen Vorfahren und das Gefühl der Familienzusammengehörigkeit blieb bestehen. Ein Clanchief behandelte seine Untergebenen fast freundschaftlich.

Die französischen Adligen, die David an seinen Hof folgten, ließen sich in Zentralschottland nieder. Ihre Namen waren zum Beispiel Myneris, St Clare, le Grant und de Bruis. Nach einigen Jahrzehnten hießen sie dann Menzie, Sinclair, Grant und Bruce. Und dann war da noch Walter FitzAlan, der Truchsess des Königs David wurde. Truchsess heißt auf Englisch „Stewart“. Als Clan und Haus der Stewarts sollten seine Nachfahren bald selbst schottische und später britische Könige stellen, ehe ihr letzter Prinz die Highland-Familien in die fatale Schlacht von Culloden führte.

Allerdings: Die Familien der Lowlands haben – im Gegensatz zu den Highlands – das Clanwesen nicht gelebt, sie waren eher feudale Lehnsherren. Clans sind also ein System der Highlands, auch wenn viele Lowland-Clans heute eine ähnliche Romantik leben wie die Highlander.

Der Wendepunkt um 1500 nach Christus

Als die schottische Krone schwach war, hatten die Clans große Macht. Und im Westen Schottlands führten die gälischen Familien sogar ihr eigenes Reich von Finlaggan auf Islay. Die Lords of the Isles waren zwar offiziell der schottischen Krone unterstellt, de facto führten sie ein völlig unbeeinflusstes Regime und bewahrten sich dabei ihre gälische Lebensweise.

Bis sie es auf die Spitze trieben: John II, vierter Lord of the Isles hatte sich mit den Engländern verbündet gegen König James IV von Schottland. Doch der war mittlerweile stark genug, um sich durchzusetzen und 1493 das Reich der Inseln aufzulösen. Nicht ohne Gegenwehr! Noch rund fünfzig Jahre versuchten die MacDonalds, MacLeods, MacLeans und MacNeills gemeinsam das Inselreich gewaltsam wieder herzustellen. 1545 hatten sie 8.000 Mann und 180 Galeeren unter Waffen. Sogar England stand an ihrer Seite.

Doch der letzte Erbe des Titel „Lord of the Isles“, Donald Dubh starb plötzlich an einer Krankheit. Ohne ihren gemeinsamen Herren verteilten sich die Streitkräfte wieder in die Winkel der Highlands.

Das Erstarken der Clans im 16. Jahrhundert

Als das Inselreich zerfiel, entstand ein Machtvakuum, denn der schottische König war immer noch nicht stark genug, um sein Recht in den Highlands durchzusetzen. Diese Aufgaben übernahmen die Clan-Oberhäupter. Der Kern der Clans war blutsverwandt, doch beim großen Gefolge ist das eher unwahrscheinlich – auch wenn es die Mitglieder von sich behaupten.

Schon bald begannen sich die ehemals verbündeten Familien zu bekriegen. Es begann eine dunkle Zeit, die als „Linn nan Creach“ als „Zeitalter der Raubzüge“ bekannt wurde, in dem sich die Clans gegenseitig Land, Vieh oder das Leben nahmen.

Besonders blutige Blüten trieb die Fehde zwischen den einst verbündeten MacLeods und MacDonalds. Die MacLeods rotteten sogar die komplette Bevölkerung der kleinen Insel Eigg aus, indem sie diese in einer Höhle mit Rauch erstickten. Kein sehr erbauliche Zeit.

Der langsame Abstieg der Clans im 17. & 18. Jahrhundert

Dennoch einte die westlichen Clans noch immer ihre gälische Kultur, die sie gegen den Druck von außen verteidigen mussten. Druck wie ihn zum Beispiel die Lowlands aufbauten oder zweitweise die Engländer unter Oliver Cromwell. Zudem waren da die Erzfeinde der westlichen Clans: die Campbells. Will man Oberschurken unter den Clans finden, so wären sie die ersten Anwärter. Stets machthungrig, meist ruchlos und immer auf der Seite der Regierung vergrößerten sie ihr Territorium auf Kosten der anderen und ihren Einfluss. Nur zu gerne waren sie dabei, wenn es darum ging die MacDonalds anzugreifen – das Massaker in Glen Coe etwa wurde von einem Campbell befehligt.

Die Kultur, die unter den Lords of the Isles eine Hochzeit erlebt hatte, war keineswegs komplett verfallen. Sie hatte abgenommen, doch die Clan Chiefs, ihre Nobelmänner und -frauen waren keineswegs ungebildet. Die Aos-dàna, zu deutsch die „Begabten“, also Barden, Historiker oder Ärzte, schulten und erzogen die höheren Mitglieder der Clans. Der ungebildete und barbarische Highlander, er ist eine Erfindung der späteren Sieger und der Neider.

Dennoch war der Verfall des gälischen Clansystems kaum noch aufzuhalten, zu groß wurde der kulturelle Druck anderer Mächte.

Der letzte Aufstand

Da kam ein letzter Hoffnungsträger ins Spiel: Charles Edward Stewart – „Bonnie Prince Charlie„. Der Prinz, der in Frankreich im Exil lebte, wollte die Krone Großbritanniens zurückerobern, die seinem Großvater gewaltsam genommen worden war. Unter seiner Standarte vereinten sich die westlichen Clans zum Jakobitenaufstand noch ein letztes Mal. Was oft missverstanden wird: Sie wollten nicht aus romantischer Treue zum Hause des Prinzen kämpfen, sondern um ihre Kultur und Macht zu erhalten. Sie hatten handfeste Eigeninteressen. Würden die Stewarts wieder herrschen, wäre auch ihre Macht wieder gewachsen.

Das Ende kam in Culloden und war blutig.

Das Schwinden der Clanstruktur

Culloden war nur eine Schlacht und entgegen vieler Meinungen war deswegen das Clansystem noch nicht gleich am Ende. Denn auch danach hielten viele MacDonalds oder MacLeods ihre Ländereien weiter in Besitz, und auch Gesetze können eine Jahrhunderte lang verwurzelte Lebensart nicht sofort austreiben.

Was die Clans schließlich vollends ins Verderben stürzte, waren die Finanzlage der Häuptlinge und der wirtschaftliche Umbruch. Viele hohe Clanleute hatten sich zutiefst verschuldet. Durch simple Pachteinnahmen der Untergebenen konnten sie nicht mehr wirtschaftlich arbeiten. Entweder mussten sie ihre Länder verkaufen oder profitabler werden – zum Beispiel durch großangelegte Schafzucht.

Aber wo Schafe grasen, war für Menschen kein Platz mehr. Untergebene wurden aus den fruchtbaren Ländern in die Städte, an die Küsten oder gleich nach Übersee vertrieben. Der alte Pakt zwischen Clan-Oberhaupt und seinen untergebenen Pächtern, er galt nicht mehr.

Für die Clans war die Familie jedoch Alles. Als das nichts mehr zählte, war auch der Clan nichts mehr wert.

Die romantische Renaissance im 19. Jahrhundert

Doch halt: Begegnen wir nicht auch heute noch Clans? Sogar in aller Welt? Dass die Familien eine Wiedergeburt erlebten, verdanken sie einem Autor namens Walter Scott. In seinen Erzählungen und Gedichten beschwor er den wilden aber tragischen Highlander. Als 1822 schließlich sogar der britische König George IV mit Kilt bekleidet in Schottland auftauchte, wurde das romantische Bild der Clans geboren, das noch heute anzutreffen ist und dem sich sogar die Lowland-Familien anschlossen, die in den Jahrhunderten vorher das Wort Clan niemals in den Mund genommen hätten.

Und die gälische Kultur, die den westlichen Familien so wichtig war, das Erbe Dalriadas und der Lords of the Isles? Es gibt viele Sänger, Autoren und sogar Politiker, die versuchen Sprache, Liedgut und Kunst der Gälen zu erhalten. Ob es ihnen gelingt, weiß nur die Zukunft.
Branwyn
 
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Registriert: Sa 7. Jan 2023, 11:54


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