Wieder einmal waren sie von München aufgebrochen. Wieder war es eine Reise von gut zwei Wochen. Es konnten auch ein paar Tage mehr gewesen sein. Tom hatte nicht so genau mitgezählt. Die Gesellschaft war angenehm und die Zeit verging wie im Flug.
Sie hatten Höxter mittlerweile hinter sich gelassen und hielten sich nun Richtung Lüchtringen. Tom war aufgeregt. Ein bisschen konnte man ihm das ansehen. Je näher sie dem Herrschaftshaus kamen, umso aufgeregter wurde er. Sie mussten an der Stadt vorbei reiten. Eine halbe Stunde ausserhalb der Stadt stand das Haus. Sie standen am Anfang der Allee. Die Blätter färbten sich bunt. Die Eichen, die die Allee säumten verloren bereits die ersten Blätter. Der Herbst und der Winter würden nicht mehr lange auf sich warten lassen. Tom saß auf seinem braunen Wallach und atmete tief durch. Dann sah er zu Myriel, die neben ihm ritt. Jetzt wich die Aufregung und Stolz breitete sich aus. Stolz auf das was er erreicht hatte. Glück über das was er geschenkt bekommen hatte. Sein Wallach wurde dicht neben das Pferd Myriels gebracht und Tom lehnte sich zu ihr rüber, legte ihr die Hand in den Nacken und zog sie leicht zu sich, um sie zu küssen. Als er sich löste leuchteten seine Augen. "Schönheit, dein neues Reich", grinste er. "Unser gemeinsames Heim. Dort wirst du viele Kinder gebären und großziehen." Das Leuchten wich einem frechen Funkeln bei den letzten Worten. Doch die Worte hatten etwas ernstes. Tom wünschte sich Kinder, er wünschte sich eine Familie und Myriel schien genau die richtige Frau zu sein. Eine Frau, die ihm Freundin, Partnerin, Gattin, Geliebt, Freiherrin und Mutter seiner Kinder sein konnte und das alles mit Würde, Spaß, und großem Einsatz.
Ein kurzer Moment des Innehaltens war es, dann ritten sie weiter. Hinter ihnen rumpelte ein Wagen mit Karl und Traudl. Dort war das Nötigste für die ersten Tage verstaut. Sie würden das Haus inspizieren und feststellen was fehlte. Myriel würde sicher mit Traudl eine Liste erstellen für die Dinge die noch angeschafft werden mussten. Was er wusste war, dass das Haus lange Zeit leer gestanden hatte. Es gab zwar Personal, welches Ordnung hielt, doch die meisten Möbel hatte der vorige Besitzer mitgenommen. Tom hatte dem Hausdiener geschrieben und ihn gebeten wenigstens Betten und Wäsche zu besorgen, damit sie nicht auf dem Boden schlafen mussten. Tischwäsche, Geschirr hatten sie auf dem Wagen. Kochgeschirr war in der Küche bereits vorhanden.
Im Hof des Hauses stoppte Tom das Pferd und stieg aus dem Sattel. Im Eingang versammelte sich das übrig gebliebene Personal. Ein Hausdiener, eine Köchin und eine Magd standen vor der Tür auf der Treppe und schauten neugierig auf die Leute die ankamen.
Tom half Myriel vom Pferd. Hielt sie einen Moment fest und lächelte sie an. Dann nahm er ihre Hand und stieg mit ihr die Stufen zum Eingang hoch. Der hochgewachsene ältere Mann trat vor, lächelte und verneigte sich.
"Ich grüße Euch Hochwohlgeboren! Mein Name ist Bertram ich bin der Hausdiener auf Haus Lüchtringen. Die Beiden hier", er deutete auf die ältere, magere Frau, "Das ist Margarete, die Köchin und das junge Ding hier ist Lena, sie ist unsere Magd." Die Frauen knicksten und murmelten "Guten Tag Hochwohlgeboren"
Tom schüttelte dem Alten kräftig die Hand, nickte den beiden Frauen zu. "Wie schön", erwiderte er und deutete auf Myriel, "Meine Verlobte Myriel", stellte er die Frau an seiner Seite vor, die in wenigen Monaten ganz offiziell die Freifrau hier sein würde und dementsprechend bereits ihre Stellung hier im Hause hatte.